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Kolumbien: Indio-Wochenmarkt in Silvia, Cauca

Kolumbiens unbekannter Süden birgt viele Geheimnisse. Zwischen der 1983 bei einem Erdbeben weitestgehend zerstörten und danach neu erbauten Kolonialstadt Popayán und der von Zuckerrohrfeldern umgebenen Hauptstadt der kolumbianischen Salsa, Cali, befindet sich ein kulturell hoch interessantes Bergdorf namens Silvia, Cauca. Jeden Dienstag kommen hunderte indigene Bauern von ihren hoch in der Andenkette gelegenen Höfen und Feldern für einen der wichtigsten Lebensmittel-Märkte der Region hinunter ins Dorf – ein Erlebnis für alle Sinne und auf einer Reise durch den Süden Kolumbiens unbedingt einen Besuch wert. Lesen Sie hier den Reisebericht unseres Kolumbien-Fans und Reiseexperten Tanael Michel.

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Kolumbien, Silvia, Chiva Bus beim beladen, Latin America ToursEs ist Dienstag, Ende Dezember 2020. Die Sonne ist gerade erst hinter der zentralen Andenkette aufgegangen. Wir sind früh aufgestanden. Die Temperaturen sind noch angenehm kühl. Das wird sich aber bald ändern, binnen weniger Stunden wird die Sonne hier für sommerlich heisse Temperaturen sorgen. Wir befinden uns an einer Tankstelle in Pance, am südlichen Ausgang der Millionenstadt Cali. Wir brechen auf und fahren auf der hier gut ausgebauten, mehrspurigen Panamericana zwei Stunden lang südwärts, vorbei an Jamundí und Santander de Quilichao. Bereits kurz nach Jamundí überquert die Panamericana den Rio Cauca, mit 1250 Kilometern Länge der zweitgrösste Fluss Kolumbiens nach dem Rio Magdalena. Vom Departement Valle del Cauca und dem weiten Talkessel mit seinen grossflächigen Zuckerrohrfeldern gelangen wir ins Departement Cauca, wo sich die Täler verengen und die Landschaft immer hügeliger wird. Bald ist auch die Panamericana nur noch einspurig und unser Tempo halbiert sich, da wir immer wieder hinter langsamen, schwer beladenen Lastwagen feststecken.

Kolumbien, Silvia, Guambiano, Markt, Latin America ToursAm Ausgang der Provinzstadt Piendamó, knapp 30 Kilometer vor Popayán, verlassen wir die Panamericana und fahren auf eine Bergstrasse, die an die Hänge der Cordillera Central und nach Silvia führt. Wir gewinnen rasch an Höhe. Die Wolken, die von der Talsohle noch unerreichbar weit weg schienen, durchqueren wir bereits nach 15 Minuten. Wir erreichen Silvia auf knapp 2800 Metern Höhe kurz vor 10 Uhr. Es herrscht geschäftiges Treiben. Kein Wunder, es ist Markttag. Neu sind nur die Gesichtsmasken. Auch die indigenen Stämme dieser abgelegenen Region wollen dem Corona-Virus möglichst keine Chance geben, sich weiter auszubreiten. Ansonsten hat sich hier seit Jahrzehnten wenig verändert. Jeden Dienstag kommen Bauern aus den noch höher gelegenen Regionen und den bis auf 4000 Metern gelegenen Páramo-Gebieten herunter ins Dorf, um Lebensmittel zu verkaufen oder gegen andere Waren zu tauschen. Das Besondere daran ist neben der Vielfalt an Gemüse, Früchten und Fleisch, dass viele der Bauern der indigenen Gruppe der Misak, oder auch Guambianos, angehören. Sie sind klar zu erkennen an ihrer typischen andinen Tracht. Sie sprechen Namtrik, Wampi Misamera Wam oder Guambiano, drei ihrer indigenen Sprachen. Spanisch ist die Amtssprache Kolumbiens, aber wussten Sie, dass daneben 69 (!) andere Muttersprachen gesprochen werden? 65 davon indigene, was wahnsinnig viel und ein unfassbarer kultureller Schatz ist. Silvia ist einer der wenigen Orte in Kolumbien mit solch ausgeprägter Hochanden-Kultur wie man sie sonst vor allem in Ecuador, Peru, Bolivien und im Norden Argentiniens findet.

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Kolumbien, Silvia, Gemüsemarkt, Latin America ToursAuf dem Dorfplatz von Silvia und in den überdachten Markthallen mischen sich die traditionell gekleideten Guambianos mit den Paeces, oder Nasas, welche man daran erkennt, dass sie keine Trachten tragen. Touristen verirren sich nur wenige nach Silvia. Das war auch vor der globalen Pandemie nicht anders. Zu abgelegen und abseits der Hauptachsen ist die Lage des provinziellen Bergdorfs. Auf dem Markt werden vor allem Früchte und Gemüse aus der Region angeboten. Bananen, Ananas, Mangos, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln und Mais. Und eine grosse Vielzahl an Beeren und Salaten, die in den kühleren Bergregionen besonders gut wachsen. Die Ecke mit dem Fleisch ist überschaubar klein. Fleisch ist für die meisten ein Luxusgut. Den Wänden der Markthalle entlang reihen sich ein paar Imbissstände mit einfacher, warmer Kost. Die Guambianos sind freundlich, aber zurückhaltend. Bei dem reichen Angebot an frischen Lebensmitteln vergessen wir fast das Fotografieren und tragen nach einer ausgiebigen Erkundungstour und vielen interessanten Gesprächen mit Verkäufern und anderen Markbesuchern einen kompletten und vitamingeladenen Wocheneinkauf mit uns aus der Markthalle.

Kolumbien, Silvia, Misak Frauen, Leidy und Yoana, Latin America ToursAuf dem Dorfplatz kommen wir schwer beladen mit zwei jungen Misak-Frauen ins Gespräch, die hier die traditionelle Tracht verkaufen. Sie heissen Leidy und Yoana und sind interessiert, woher wir sie besuchen und was uns nach Silvia führt. Nach einer kurzen Unterhaltung erklären sie sich sogar bereit, für ein Erinnerungsfoto zu posieren, was alles andere als selbstverständlich ist, da sich die Guambianos, eher ungern fotografieren lassen, obwohl sie ein stolzes Volk sind.

Kolumbien, Silvia, Chiva Bus, Latin America ToursWir laden die Einkäufe ins Auto und begeben uns nochmals auf Erkundungstour im Dorf. Rund um den Dorfplatz stehen mehrere Chivas kurz vor der Abfahrt. Chivas sind die farbig bemalten Fern- und Nahstreckenbusse, deren Fahrgastbereich grösstenteils aus Holz besteht und die oft bis aufs Dach beladen werden mit allem was auf dem Markt gehandelt wird. Die Wandmalereien, die viele Fassaden um den Hauptplatz zieren, zeigen die enge Verbundenheit der Indigenen mit der Natur, der lokalen Tierwelt und dem Ackerbau. Brillenbär, Gürteltier und Condor neben Maiskolben, indigener Frau und indigenem Mann.

Bevor wir uns auf den Weg ins Tal und zurück nach Cali machen, stärken wir uns noch mit einer lokalen Spezialität: Pandebono passt perfekt zum Kaffee und ist am besten, wenn es frisch aus dem Ofen kommt. In Cali sind die kleinen Brötchen aus Yuca-Stärke, Käse und Maismehl besonders beliebt, aber das warme Pandebono von «El Pan De Gloria» am Hauptplatz von Silvia ist tatsächlich eines der besten, die ich je probiert habe.

Würde ich in Cali leben, käme ich garantiert von Zeit zu Zeit für ein warmes Pandebono und eine Tasche voll mit frischen Markt-Gemüse nach Silvia . Bei der Planung einer Reise durch Kolumbiens Süden wie beispielsweise unserer Privatreise Colombia Colorida oder auch der Mietwagenreise Colombia Explorer sollte man auf jeden Fall prüfen, ob man die Fahrt von Popayán nach Cali nicht auf einen Dienstag legen und den Markt von Silvia besuchen kann. Gerne beraten wir Sie!

Ihr Tanael Michel, Reiseexperte und Kolumbien-Fan

P.S.: Weitere Informationen und Tipps zu Kolumbien finden Sie hier. In unserem Reiseplaner haben wir weitere Reisevorschläge für Kolumbien für Sie zusammengestellt.

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