Zum Jahreswechsel habe ich – Maike Engler – mit meinem Mann und meinen beiden Kindern (9/12) drei Wochen auf der Halbinsel Yucatán mit ihrer wunderschönen Natur, Kultur und den spannenden Mythen und Geschichten der Region verbracht. Es war nicht meine erste Reise in die Gegend, ich habe dort schon gearbeitet und bin vor längerer Zeit auch noch im roten Käfer ohne Handy, Tripadvisor oder Instagram rumgefahren. Es war also auch ein wenig eine Nostalgiereise. Haben wir denn damals alles Wichtige verpasst? Auf jeden Fall habe ich diesmal, um das Maximum aus der wertvollen Zeit zu holen, die Reise genau durchgetaktet.
Und trotzdem, mitten in meine penible Planung stürzten, wie das halt so ist auf so einer Reise, unterschiedlichste Ereignisse von lustig bis tragisch und manchmal nur das Wetter, die uns gezwungen haben Dinge über den Haufen zu werfen und zu improvisieren. So entstanden eindrückliche, ungeschminkte Begegnungen mit den Mexikanern. Keiner von uns wird je die zahnlose, 80jährige Ärztin im Hinterzimmer einer Apotheke in Izamal, mit museumsreifen Untersuchungsgeräten vergessen, die nach meinem Verständnis minütlich gewechselt ist zwischen der Diagnose meinem Mann Antibiotikainjektionen zu verabreichen und ihm zu sagen er soll einfach Vitamine zu sich nehmen. Auf eine andere Art eindrücklich waren sicher die Kinder, die uns in Palenque Führungen geben wollten, bis 12 kommt man nämlich gratis in die Ruinenstätte oder auch der Polizist, der uns wegen zu schnellem Fahren angehalten hat, oder ging es doch mehr um seine eigene finanzielle Bereicherung? Eine Reise, weit weg von Zuhause, ist eben auch immer eine Horizonterweiterung und lenkt uns auf besondere Art und Weise mal ein bisschen aus dem europäischen Denken, daraus was für uns normal oder selbstverständlich ist.
Wir haben an zehn unterschiedlichen Orten von schäbig im Hinterhof auf der Durchreise bis luxuriös in erster Strandreihe übernachtet. Wir haben an unterschiedlichen Stränden gebadet, aber auch in Cenoten, den heiligen Höhlen der Mayas, mal unterirdisch in einer engen Höhle und mal eher als See, den man auch per Kayak erfahren kann. Wir sind über Märkte geschlendert und haben in unzähligen Restaurants versucht uns zu merken was die genauen Unterschiede zwischen Tacos, Tortillas, Burritos, Gorditas oder Gringas sind.
Wir haben Menschen getroffen, die mit sehr wenig viel zufriedener scheinen als mancher in Europa. Ich habe aber auch noch nirgendwo auf der Welt so viele tote und lebensmüde Hunde auf den Strassen gesehen und auf jeden Fall auch traurige Ergebnisse des Massentourismus an der Riviera Maya. Noch ein Grund mehr den nachhaltigen Tourismus, den es durchaus auch noch gibt, weiter zu unterstützen, zumal die Region kulturell und landschaftlich so vielseitig ist und es weiterhin noch sehr viele Ecken gibt die sich zu entdecken lohnen.
Das erste Highlight der Reise war für mich die charmante Insel Holbox. Als autofreien Geheimtipp kann man sie kaum mehr bezeichnen, auf den löchrigen Sandstrassen kann schlicht kein normaler PKW fahren, das heisst aber nicht, dass nicht motorisierte Golfcarts oder Mopeds unterwegs wären. Das Flair und der Charme sowie die tollen Restaurants des Ortes haben uns aber wahnsinnig gut gefallen, das Beste war unser Spaziergang durchs klare, türkise, knietiefe Wasser zur Sandbank Punta Mosquito und der Ausritt durch die Mangroven und am Strand entlang. Dank eines Bades in der Lagune Yalahau, eine halbstündige Bootsfahrt von der Insel, fühlen wir uns wieder 10 Jahre jünger, denn die natürliche Cenote und Süsswasserquelle ist einer lokalen Legende zufolge ein Jungbrunnen mit magischen Kräften. Der Stopp in Rio Lagartos und Los Colorados fiel leider – nicht nur sprichwörtlich – ins Wasser, die pinken Salzseen sind bei Sturm und trübem Wetter leider nicht so spektakulär wie erhofft und auch die Flamingos und der Rest der Tierwelt verkriecht sich bei Sturm.
Wir fuhren daher zügig weiter ins kulturelle Zentrum Yucatáns, in die «weisse Stadt» Mérida, wo wir uns wunderbar durch das historische Zentrum treiben lassen konnten. Auf der Plaza Grande und auch auf den umliegenden Plazas kann man super essen und das Treiben sowie die schönen Tanzaufführungen beobachten. Auf dem Land rund um Mérida liegen viele wunderschön restaurierte Haciendas, alte Landgüter und natürlich Cenoten. Wir haben San Ignacio gewählt, es lag perfekt auf unserer Route, eine wunderschöne unterirdische Höhle und dazu gab es zur Freude der Kinder noch einen künstlichen Fluss mit Rutsche und auch ein phantastisches yukatekisches Mittagessen.
Gerade noch pünktlich zum besten Sonnenuntergang des Urlaubs am Malecón erreichten wir dann Campeche mit seinen hübschen kopfsteingepflasterten Strassen. Zum Abschluss des Tages haben wir mit Musik und Tanz auf der Plaza an einem mittelalterlichen Theaterspektakel teilgenommen, welches die Geschichte der Stadt mit den zahlreichen Überfällen durch Piraten in Szene setzte.
Die Weiterfahrt entlang der Küste ist spektakulär schön. Am nächsten Tag sind wir früh gestartet, denn unser Zwischenziel war die Cenote Miguel Colorado in der Nähe von Escarcegas, ein gutes Stück von den Hauptstrassen entfernt und nicht zum ersten Mal während der Reise waren wir froh, wie gut Google offline maps mittlerweile funktioniert. Da Schilder Geld kosten wird auf diese häufig verzichtet und so fühlt es sich oft schon etwas mulmig an, als hätte man sich verfahren und ist im absoluten Nirgendwo gelandet, wenn plötzlich das Ziel vor einem auftaucht. Die Cenote San Miguel ist eher ein See. Nach einer kleinen Tour auf ausgeschilderten Trampelpfaden gelangen wir zur kleinen Canopy Anlage, die zweimal über den See führt und eine wunderbare Aussicht bietet, wir sind die einzigen Gäste hier. Anschliessend laufen wir noch etwas weiter und kommen dann unten an zum Baden und Kayaken.
Weiter geht es nach Palenque im Bundesstaat Chiapas. Eine sehr lange Fahrt ohne interessante Optionen für Stopps, jedoch sehr schön anzusehen wie das flache Land sich recht plötzlich in eine hügelige, grüne Gegend verwandelt. Die berühmten Mayatempel von Palenque entdecken wir auf eigene Faust, ein mystischer Ort, an dem man sich super in frühere Zeiten und Kulturen hineinversetzen kann. Laut einer Sage hatten die Maya beim Bau Hilfe von Aliens, wie soll man sich auch sonst erklären, wie man es quasi ohne Werkzeug schaffte die Stadt zu errichten, die ja bis heute noch zum grössten Teil verborgen liegt. Für den Dschungel ist ein lokaler Guide obligatorisch, aber auch sehr hilfreich, man läuft buchstäblich über die überwucherten Ruinen der Maya. Wir hatten nicht erwartet, dass es kurz hinter der «Tourifalle» noch so unerforscht ist. Am spannendsten fanden wir, dass die Maya glaubten, dass die Götter den Menschen ursprünglich aus Mais formten und deshalb versuchten ihre Köpfe in die längliche Form vom Mais zu bringen, den Kindern der reichen und bedeutsamen Mayas wurden Platten um den Kopf gespannt um das zu erreichen. Palenque ist aber auch grossartig, um die Wasserfälle in der Umgebung zu erforschen und auch, um günstig Souvenirs und mexikanisches Handwerk zu kaufen. Der Parque Central gleicht einem Wimmelbuch mit einer vollen Portion mexikanischen Alltagslebens, natürlich vor allem am Abend.
Via Xpujil fahren wir dann viele Stunden zur wunderschönen Lagune von Bacalar. Hier erkunden wir zunächst Los Rápidos, die Stromschnellen an der schmalsten Stelle. Man läuft ein Stückchen am Ufer entlang und lässt sich dann zurücktreiben. Die smartesten Floater ziehen ihre Schwimmwesten an wie eine Windel für die lässigsten Stories während sie durchs türkise Wasser gleiten.
Eine weitere interessante Anekdote kommt aus den Wäldern rund um unsere Unterkunft dem Ecotoucan, nämlich die Legende über zwei endemische Bäume der Region, der «Chechén und der Chakáh». Ebenso wie der eine wirklich giftig ist, wächst der andere mit dem heilenden Saft immer in seiner Nähe, man muss es nur wissen. Kinich und Tizic waren zwei tapfere Kriegsbrüder, die jedoch unterschiedliche Persönlichkeiten hatten. Kinich war ein freundlicher und geachteter junger Mann für sein Volk. Sein älterer Bruder Tizic hingegen war ein Mensch mit kaltem Herzen und einem zornigen Charakter. Eines Tages lernten beide Nicté Há kennen, eine schöne und herzensgute junge Frau, die die beiden Krieger eroberte. Die beiden Brüder verliebten sich Hals über Kopf in dieselbe Frau. So forderte Tizic Kinich zu einem Zweikampf, um die Liebe zu der schönen Jungfrau, heraus. Die Götter waren über diese Situation so erzürnt, dass sie den Himmel mit schwarzen Wolken bedeckten und sogar der Mond während des gesamten Kampfes verborgen blieb. Leider nahm das Duell ein tragisches Ende, und beide Brüder starben in den Armen des jeweils anderen. Als sie in den anderen Welten ankamen, baten sie die Götter um Vergebung und baten beide darum, ihre geliebte Nicté Há wiederzusehen. So wurde Tizic als Chechén Baum wiedergeboren, der in seinen Zweigen Gift absondert und jeden verbrennt, der sich ihm nähert. Kinich hingegen wurde als Chacá-Baum wiedergeboren. Dessen Saft würde alle Gifte des Chechén heilen. Nicté Há starb vor Traurigkeit, als sie davon erfuhr. Als sie die andere Welt erreichte, erlaubten die Götter ihr, an Land als eine schöne weisse Blume in der Nähe des Wassers, besser bekannt als Lilie, wiedergeboren zu werden.
Unsere beiden letzten Stopps auf der Reise waren dann noch Mahahual an der Costa Maya mit seinem seichten Wasser und dem vorgelagerten Riff und die hübsche Bucht von Akumal um Meeresschildkröten zu sehen. Das Schnorcheln ist sehr stark reguliert, aber zum Schutz der Tiere ist das wohl auch gut und nötig so und trotz dem Trubel am Strand war auch dies ein phantastisches Erlebnis.
Als Fazit der Reise kann ich nur sagen, dass ich wieder hin will nach Mexiko, nicht nur weil es noch einige Regionen zum Abhaken gibt, sondern weil Mexiko ein super spannendes und vielseitiges Reiseland mit super Menschen und wunderschöner Natur ist.
Maike Engler war mit Ihrer Familie 3 Wochen unterwegs und hat eine Kombination aus unseren zwei Mietwagenreisen «Unbekanntes Yucatán» und «Yucatán und Chiapas» gemacht. Kontaktieren Sie Maike Engler für Ihre nächste individuelle Mietwagenreise nach Mexiko.
PS: Weitere Reisevorschläge für Mexiko finden Sie im Reiseplaner oder kontaktieren Sie uns für eine Beratung.