Reisebericht Peru, Teil 1: Lima, Arequipa und Colca Canyon
von Tanael Michel
Unter Feinschmeckern hat es sich längst herumgesprochen. Lima ist zu einem globalen Hotspot für innovative Gastronomie geworden. In den vergangenen Jahren war die peruanische Hauptstadt immer gleich mehrfach in den «50 besten Restaurants der Welt» vertreten. Ich liebe gutes Essen. Jedes Jahr ein bisschen mehr. Warum hat es bloss so lange gedauert, bis zu meiner Rückkehr nach Peru? Dort hatte ich mich nämlich im Jahr 2004 dazu entschieden, richtig gut Spanisch sprechen zu lernen und mich auf Lateinamerika zu spezialisieren. Das Essen hat dabei nicht mal eine Nebenrolle gespielt. Es waren die andinen Landschaften, die freundlichen Menschen und die unfassbaren präkolumbianischen Hochkulturen Südamerikas, die mich von Beginn weg in ihren Bann zogen.
Fast 20 Jahre sind seit meinem letzten Besuch in Peru vergangen. Eigentlich unglaublich. Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf die bevorstehende Reise, als ich im quirligen Miraflores mein Hotel beziehe. Davor hatte ich auf fast 90 Minuten Fahrt quer durch die Stadt, die Möglichkeit mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dieser überdeckt sich mit jenem vor 20 Jahren. Lima ist eine riesige Millionenstadt zwischen sandig trockener Wüste und dem hier immer kühlen Pazifik. Weite Teile der Stadt sind einfach und arm, der Verkehr ist überlastet. Das Zentrum hat koloniale Gebäude und ein paar Hotels. Für ein paar Tage Lima sind jedoch 3 benachbarte Quartiere weiter südlich die deutlich bessere Wahl. Am populärsten ist Miraflores, wo sich ein Grossteil aller Hotels befindet. Das Quartier direkt am Meer ist wohlhabend und sicher. Es lebt Tag und Nacht und bietet Restaurants, Bars und Einkaufsmöglichkeiten in allen Preisklassen. Ruhiger und nochmals etwas gehobener ist das noble Wohn- und Bankenquartier San Isidro, das nördlich anliegt. Südlich von Miraflores liegt Barranco, ein trendiges Künstlerviertel voll kolonialer Villen, die liebevoll zu kleinen Cafés, schicken Restaurants und Boutique Hotels umfunktioniert wurden. Ein Bohème-Viertel, das diesem Ruf mehr gerecht wird mit seiner Ästhetik, den hervorragenden Restaurants, lebendigen Bars mit Live Musik und Bilderbuch-Klippenromantik beim Sonnenuntergang. Eine oder zwei Nächte in Barranco sind ein besonderes Erlebnis. Miraflores bietet gleichzeitig hinsichtlich Hotels, Restaurants und Nachtleben die breitere Auswahl.
Am Sonntagmittag fliege ich weiter nach Arequipa. Ich habe sehr gut gegessen und mir eine super Auswahl an ganz unterschiedlichen Hotels angeschaut. Der Flug ist kurz und beim Landen sehe ich schon die drei Vulkane, die Arequipas Kulisse prägen. Die Stadt gefällt mir sehr. Der historische Stadtkern ist mit seinen lebendigen Plätzen und eleganten Casonas aus Sillar, einem weissen Vulkangestein, eine Augenweide. In schön bemalten Innenhöfen liegen hervorragende Restaurants und kleine gemütliche Café’s. Ich besuche mehrere kleine Hotels mit umwerfendem Design in liebevoll restaurierten Gebäuden mit Geschichte. Das Ambiente der Altstadt ist entspannt. Aufgrund der beachtlichen Höhe von 2335 m ist die Temperatur angenehm. Die Dämmerung und die wechselnden Farben der drei Vulkane Chachani, Misti und Picchu Picchu ist ein Spektakel, das ich mir von einer der beliebten Rooftop Bars an der Plaza de Armas anschaue. Erst als es ganz dunkel ist, merke ich wie kühl es geworden ist. Es geht direkt ins Bett zum Batterien aufladen für den Colca Canyon.
Es geht früh los, in der Rush Hour raus aus der zweitgrössten Stadt Perus, vorbei am Vulkan Chachani, dessen Spitze im März, nach zwei Monaten Regenzeit noch mit etwas Schnee bedeckt ist, und bald hoch auf ca. 4000 Meter über Meer. Ich habe Wetterglück beim Durchqueren der Pampa Cañahuas: Intensive Farben, gute Sicht bis zu verschiedenen schneebedeckten Gipfeln und viele Vicuñas, das zierlichsten aller Lama-artigen Tiere, von dem eine Wolle kommt die feiner als Kaschmir und vom Preis her fast schon unerschwinglich ist. Am Mirador de los Volcanes, dem mit 4910 m höchsten Pass der heutigen Etappe, kann man an klaren Tagen gleich mehrere rund 6000 Meter hohe Vulkane sehen. Es sind jedoch ein paar Wolken aufgezogen. Dafür sehe ich ein Vizcacha, ein Nagetier aus der Familie der Chinchillas, das aussieht wie ein Hase mit etwas kürzeren Ohren aber umso längeren Schwanz. Das Wetterglück ist fürs Erste vorbei. Bei zwischenzeitlich strömendem Regen fahren wir vorbei an Alpaka Herden. Im Gegensatz zu den feinen, wildlebenden Vicuñas, haben die Alpakas Besitzer. Sie werden vor allem wegen ihrer Wolle gehalten. Das Gewitter mit Blitzen war fast aus dem Nichts aufgezogen, was typisch ist für die Hochanden. Bald wird es wieder freundlich und wir erreichen Chivay, die kleine Stadt auf 3635 m am Oberlauf des Río Colca.
Am Nachmittag sehe ich mir die Ortschaft und ein paar besondere Unterkünfte in der Umgebung von Yanque an. Puqio hat ganz neu eröffnet und ist eine Art Luxus Glamping, das auch über richtige Häuschen verfügt. Restaurant, Lage, Einrichtung: alles vom Feinsten, die Preise sind entsprechend hoch. Wer etwas Besonderes im Colca Tal will, aber nicht ganz so viel ausgeben möchte, sollte die Colca Lodge wählen. Sie ist gemütlich und bietet als absolutes Highlight Thermal-Pools direkt neben dem Río Colca. Die Zimmer haben eine Bodenheizung, die – komplett ökologisch – das heisse Wasser der Quellen nutzt.
Am nächsten Morgen fahren wir vorbei an kleinen Dörfern und den für den Anbau von Quinoa, Kartoffeln und Bohnen bereits seit Jahrhunderten terrassierten Hängen des Tals in den unteren Colca Canyon. Hier verengt sich das Tal zu einer Schlucht. Es gibt mehrere Aussichtspunkte mit atemberaubender Aussicht. Je enger das Tal wird, umso tiefer geht es runter bis zum Fluss. An seinem tiefsten Punkt ist der Colca Canyon ca. 3’270 m tief. Das ist etwa doppelt so tief wie der Grand Canyon. Neben seinen spektakulären Ausblicken lockt der Canyon aber noch mit einer weiteren Hauptattraktion. Er bietet die perfekte Kulisse, um den majestätischen Andenkondor im Flug zu sehen. Ich habe Glück und kann mir dieses eindrückliche Naturschauspiel bei blauem Himmel ansehen.
Danach fahre ich zurück über den hohen Pass nach Arequipa, von wo ich am nächsten Tag früh nach Cusco und zum zweiten Teil meines Peru Abenteuers aufbrechen will. Alternativ könnte man vom Colca Tal auch nach Puno am Titicacasee weiterfahren, was bei einer grösseren Peru-Reise eine sehr gute Option ist.
Für diese Reise fliege ich stattdessen nach Cusco, von wo ich das Heilige Tal und den Machu Picchu besuchen werde.
Fortsetzung folgt…. > Frühlingsgefühle im Epizentrum des Inkareichs – (Heiliges Tal, Machu Picchu und Cusco)
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P.S.: Weitere Informationen und Tipps zu Peru finden Sie hier. In unserem Reiseplaner haben wir einige Reisevorschläge für Peru für Sie zusammengestellt.